Ein Interview mit dr. med. (MHBA) Fabian Winterholler - Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Bioidentische Hormone - was ist das?
Dr. Winterholler: Bioidentische Hormone sind Botenstoffe, deren biochemische Struktur mit den körpereigenen Hormonen übereinstimmt, sodass der Körper sie als eigene Hormone erkennt. Im Gegensatz dazu haben synthetische Hormone, auch als künstlich hergestellte Substanzen, lediglich eine hormonähnliche Wirkung und teilen keine Gemeinsamkeiten mit den natürlichen, körpereigenen Hormonen.
Der Nachteil von synthetischen Hormonen
Dr. Winterholler: Synthetische Hormone fungieren lediglich als Ersatz für natürliche Hormone, da sie auf unsere Hormonrezeptoren einwirken können. Einige dieser Substanzen können Hormonrezeptoren hemmen oder blockieren, die körpereigene Wirkung unterdrücken oder intensiver stimulieren als die endogenen Hormone.
Durch ihre Bindung an unsere Rezeptoren signalisieren sie dem Gehirn, dass ausreichend Hormone vorhanden sind, was zu einer verminderten körpereigenen Hormonsynthese führt.
Zudem verhalten sich diese synthetischen Stoffe nicht eindeutig wie natürliche Hormone und können daher zahlreiche unerwünschte Nebenwirkungen verursachen.
Warum eine Hormontherapie?
Dr. Winterholler: Häufig werden Hormontherapien bei Frauen während der Wechseljahre angewendet, um mit den zahlreichen Veränderungen im Körper umzugehen. Eine dieser Veränderungen führt dazu, dass die Eierstöcke die Produktion von Progesteron und Östrogen einstellen, was leider zu verschiedenen Beschwerden führt.
Ein Mangel an Östrogen kann körperliche Symptome wie Hitzewallungen, trockene Haut, Augenprobleme und oft Osteoporose verursachen, während ein Mangel an Progesteron mit psychischen und körperlichen Symptomen wie Depressionen, Stimmungsschwankungen, Schlaflosigkeit, Migräne und Endometriose in Verbindung gebracht wird.
Die Anwendung einer Hormontherapie kann dazu beitragen, diese Symptome zu lindern oder vollständig zu beseitigen. Der Vorteil einer bioidentischen Hormontherapie liegt besonders darin, dass die Hormone weniger Nebenwirkungen verursachen, da sie vom Körper als körpereigene Hormone akzeptiert werden und nahtlos in unser System integriert werden.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Hormontherapien nicht nur für Frauen in den Wechseljahren, sondern auch für diejenigen vorteilhaft sind, die sich noch davor befinden. Frauen ab einem Alter von 35 Jahren können in die sogenannte Prämenopause eintreten und ähnliche körperliche und psychische Probleme erleben. Bei vielen dieser Frauen wird die Ursache, aufgrund der unklaren Symptome, oft auf Stress im Privat- oder Berufsleben zurückgeführt. Daher ist es richtig und wichtig, unserem Körper während dieser speziellen Zeit die natürlichen Hormone zuzuführen, die ihm fehlen, um wieder eine Balance herzustellen.
Was machen diese Hormone beim Mann?
Dr. Winterholler: Die "Andropause", die Wechseljahre des Mannes, führt ebenso wie bei Frauen zu einem natürlichen Abfall des Hormonspiegels. Obwohl Männer immer noch in der Lage sind, Kinder zu zeugen, treten oft ähnliche Symptome wie bei Frauen auf. Insbesondere junge Männer geraten häufig durch Leistungsdruck in eine hormonelle Dysbalance.
Neben Östrogen und Progesteron produzieren Männer auch die beiden Hormone DHEA, aus denen schließlich das wichtige Testosteron hergestellt wird. Ein Mangel an Testosteron kann zu erhöhter Müdigkeit, verminderter Muskelmasse, Gewichtszunahme, insbesondere im Bauchbereich, verminderte Libido, Erektionsschwäche, Aufmerksamkeitsmangel, Gedächtnisverlust, Größenabnahme (durch Osteoporose), verminderte Muskelkraft, erhöhtem Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Libidoverlust und Abnahme der sexuellen Befriedigung führen.
In vielen Fällen liegt der Mangel jedoch nicht am in den Hoden produzierten Testosteron, sondern am in den Nebennieren hergestellten DHEA. Dieses Hormon ist für verschiedene Aspekte des Stoffwechsels verantwortlich, darunter der Transport von Cholesterin, die Erhöhung der Insulinsensitivität, entzündungshemmende Wirkung, Hemmung von Arteriosklerose, antidepressive und aufheiternde Effekte sowie die Förderung sowohl der geistigen als auch körperlichen Leistungsfähigkeit.
Durch eine bioidentische Hormontherapie kann bei Männern ebenfalls ein hormonelles Gleichgewicht wiederhergestellt werden.
Hilft eine Hormontherapie beim Kinderwunsch?
Dr. Winterholler: Natürliches Progesteron ist nicht ausschließlich für Frauen während oder vor den Wechseljahren von Nutzen. Es kann auch Männern und Frauen mit Kinderwunsch unterstützen, indem es nicht nur die Empfängnis, sondern auch die Aufrechterhaltung einer Schwangerschaft fördert.
Was ist wichtig zu beachten?
Dr. Winterholler: Eine alleinige Hormontherapie markiert oft den ersten Schritt in die richtige Richtung. Trotzdem ist es entscheidend, auch andere Aspekte eines gesunden Lebens zu berücksichtigen. Im Zusammenspiel mit einer ausgewogenen Ernährung, regelmäßiger Bewegung und effektivem Stressmanagement kann dies nicht nur dazu beitragen, Symptome zu lindern, sondern auch generell positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben.
Der klare Unterschied zwischen bioidentischen Hormonen und synthetischen Hormonersatzstoffen unterstreicht zudem, dass die rein synthetische Variante nicht genügt, um Gesundheit und Wohlbefinden zu gewährleisten. Bioidentische Hormone sind dagegen durchaus in der Lage, den körpereigenen Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Vereinbaren Sie einen Termin in unserer gynäkologischen Praxen Medic-Center Erlenstegen, um in einem vertraulichen und intensiven Gespräch mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt mögliche Probleme zu klären und nähere Informationen zu bioidentischen Hormonen zu erhalten.
Medic-Center Erlenstegen
ehemals Praxis Dr. Matthai
Äußere Sulzbacher Straße 133
90491 Nürnberg
Telefon: 09 11/ 99 20 30