Interview zum Thema ADHS

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Wir haben unsere Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin Sonja Pemsl aus dem Medic-Center Kinder- und Jugendmedizin einige wissenswerte Fragen zum Thema ADHS gestellt.

Frau Pemsl, was ist ADHS und wie sind die Symptome?

Pemsl: ADHS ist die sogenannte Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung. Sie ist eine Verhaltensstörung, die sich erstmals im Kindes- und Jugendlichen Alter zeigt. Viele Symptome können bis in das Erwachsenenalter bestehen bleiben.

Die typischen ADHS-Symptome sind die Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit und Impulsivität. Dabei sind diese drei Symptome meist unterschiedlich ausgeprägt und müssen nicht zwingend gleichzeitig auftreten.

Auch andere Kinder sind manchmal unkonzentriert oder lebhafter.

Die Probleme, die mit ADHS einhergehen haben allerdings eine deutlich stärkere Ausprägung und beeinträchtigen Beziehungen, schulische Leistungen und der Alltag wird zu einer allgemeinen Herausforderung.

 

Die Spannbreite der Ausprägungen ist dabei unheimlich groß und es gibt einen fließenden Übergang von normalem zu auffälligem Verhalten.

Was ist die Ursache von ADHS?

Pemsl: Bis heute gibt es keine eindeutige und allumfassende Erklärung für die Entstehung von ADHS. Man ist sich jedoch darüber einig, dass die Hauptursachen in den Veränderungen der Funktionsweise im Gehirn zu finden sind. Es herrscht ein Ungleichgewicht zwischen den Botenstoffen Dopamin und Noradrenalin.

Auch kommt eine genetische Veranlagung hinzu. Während nicht eindeutig festgelegt ist wo genau diese Genetik liegt oder wann sie entsteht, spielt diese dennoch eine zentrale Rolle. Kinder von Eltern mit ADHS haben eine hohe Chance ebenfalls ADHS zu entwickeln.

Dabei können auch Komplikationen während der Schwangerschaft oder eine Frühgeburt, sowie starker Nikotin- oder Alkoholkonsum der Mutter dazu beitragen.

Wie läuft eine Behandlung ab?

Pemsl: Voraussetzung ist zuallererst immer eine sichere Diagnose durch einen Kinder- und Jugendpsychiater. Behandelt wird immer unterschiedlich je nach dem wie ausgeprägt die einzelnen Symptome sind, wie alt das Kind ist und wo es Verhaltensauffälligkeiten zeigt.

Zuerst wird ein Beratungs-, sowie Aufklärungsgespräch mit den Eltern angeboten. Dazu können Eltern in Beratungsgruppen gehen, bei denen sich auch andere Eltern mit gleicher Problematik befinden, unter denen sie sich austauschen können. Umso aufgeklärter das Umfeld ist, umso leichter wird es für unsere kleinen Patienten. Ziel ist es den Eltern mehr Sicherheit und Erziehungskompetenz im Alltag zu geben.

Dazu gibt es auch eine Verhaltenstherapie, in der die Kinder und Jugendlichen lernen ihre störenden Verhaltensweisen bewusst zu sehen und abzubauen und diese mit positivem Verhalten zu ersetzen.

Dazu gehören zum Beispiel auch Lernschwierigkeiten und Aggressivität. Sie können so lernen Strategien zu entwickeln, die ihnen helfen ihren Alltag möglichst normal zu bestreiten.

 

Wann kommen Medikamente zum Einsatz?

Pemsl: Eine medikamentöse Behandlung kommt dann infrage, wenn ein Kind oder Jugendlicher ein stark ausgeprägtes und gestörtes Verhalten zeigt. Dazu kommen meist auch psychische Probleme wie eine Depression oder Angststörung. Diese Medikamente sind allesamt verschreibungspflichtig und dürfen nur von einer Fachärztin oder einem Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin oder -psychiatrie verordnet werden.

Medikamente allein sind aber nicht ausreichend. Es ist immer eine Überwachung notwendig, ob die Medikamente auch wirken, wie sie sollen. Manchmal müssen erst mehrere Medikamente ausprobiert oder die Dosis angepasst werden, um das Richtige für den Patienten zu finden. Dabei wirken diese auch nur wenn sie regelmäßig eingenommen werden. Es hilft allerdings auch nicht jedem Kind.

Was ist wichtig zu beachten?

Pemsl: ADHS ist nicht heilbar. Während bestimmte Verhaltensmuster mit dem Heranwachsen gemildert werden oder gar ganz verschwinden, bleiben Unaufmerksamkeit, Konzentrationsprobleme und impulsives Handeln auch im Erwachsenenalter häufig bestehen.

Dies zieht sich durch ihre Karriere, Beziehungen und Alltag hindurch. Es fällt Ihnen oft schwer sich zu organisieren, sie sind vergesslich und sind stets begleitet durch ein Gefühl der inneren Unruhe. Auch geraten diese häufiger in Verkehrsunfälle, bekommen häufiger Strafzettel und haben eine allgemeine Tendenz dazu sich und andere durch ihre Unaufmerksamkeit zu verletzen.

Auch hier ist es wichtig erlernte Strategien weiterzuführen und sich bei anhaltenden Problemen und Begleiterscheinungen wie Depressionen Hilfe zu suchen, um seinen Alltag stetig bewältigen zu können.

Mitmenschen können auch hier eine Hilfestellung sein, indem sie sich aufklären lassen und somit die Krankheit besser verstehen, sowie eine geeignete Umgehensweise finden, um gemeinsam an einem besseren Alltag zu arbeiten.